Stollenabdruck ein Mahnmal
10.11.2009 - BAD SCHWALBACH
Von Stephan Neumann
FUSSBALL SV Langenseifen und Türkgücü Bad Schwalbach um Konfliktbewältigung bemüht / Zivilrechtliche Folgen
/LANGENSEIFEN. Über sechs Stunden brauchte das Sportgericht des Fußballkreises Rheingau-Taunus zur Urteilsfindung im Fall der am 18. Oktober abgebrochenen B-Liga-Partie Türkgücü Bad Schwalbach gegen SV Langenseifen. Für das Gremium unter Vorsitz des Eltvillers Klaus Kremer war es angesichts mehrerer Brandherde auf dem Sportgelände im Heimbachtal denkbar schwer, die gewalttätigen Vorfälle und deren Ursachen zu rekonstruieren. Maßgebend für die Urteile waren die Darlegungen von Schiedsrichter Holger Elze (FC Naurod), der von den Tumulten völlig unberührt blieb.
Drei Strafanträge gestellt
Je sieben Punkte Abzug und der Verlust der Spielwertung für beide mit 0:3-Toren, das sind vom Sportlichen her die markantesten Konsequenzen. Bleibt beiden Vereinen die Option, über die Teilnahme an einem Mediationsverfahren eine Reduzierung von Punktabzug und Geldstrafe (je 175 Euro) zu erwirken. Zunächst muss Türkgücü aber seine Aufstiegshoffnungen zurückstellen, während sich im Langenseifener Lager die Abstiegssorgen vergrößert haben.
"Natürlich trifft uns das Urteil. Doch wir akzeptieren es, werden nicht in die Berufung gehen, sondern versuchen, das Strafmaß über die Mediation zu drücken. Ansonsten ist eine sportliche Jetzt-erst-erst-Reaktion angesagt. Verhindern wir mit dieser Hypothek den Abstieg, wäre das höher zu bewerten als der diesjährige Aufstieg", sagt Langenseifens Vorsitzender Harald Laux und wertet das am Sonntag errungene 1:1 bei Herbstmeister FC Kiedrich als ersten Ansatzpunkt. "Wir hatten und haben mit den Türken kein Problem", streicht der 53-jährige Steuermann weiterhin heraus. Öl ins Feuer gießen mag er nicht mehr, aber so ganz kann sich Laux mit dem aufkommenden Eindruck gleicher Schuldanteile nicht anfreunden.
Zumal die drei Langenseifener Spieler, die im Krankenhaus untersucht wurden, Strafanträge gestellt haben. Die zivilrechtliche Aufarbeitung dauert somit noch an. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde offenkundig SVL-Kapitän Patrick Hock. "Er ist seitdem krank geschrieben und auf seinem Rücken sind noch Zeichen von Stollen zu sehen", so Laux. Froh ist der Vorsitzende, dass der während des Spiels mit Rot bedachte Andreas Petry vom Vorwurf eines vorsätzlichen Fouls entlastet wurde.
"Wollen nur Fußball spielen"
"Wir wollen Fußball spielen und sonst nichts. Ich werde weiter vor jedem Spiel in die Kabine gehen und appellieren, dass jeder den Mund hält, Schiedsrichter-Entscheidungen akzeptiert werden und sich keiner provozieren lässt", sagt Türkgücü-Chef Nihat Keskin. Den Punktabzug inklusive der aberkannten Spielwertung empfindet er als zu hart. Mit seinen Vorstandskollegen will der 36-Jährige nun ausloten, ob eine Teilnahme an der Konfliktvermittlung des Verbandes Sinn macht. Gelegen ist Keskin daran, mit Langenseifen wieder den Faden eines guten Miteinanders aufzunehmen.
Derweil müssen die Türken ab sofort auf ihren an den damaligen Tumulten beteiligten und deshalb für elf Spiele gesperrten Torjäger Erhan Kiran verzichten, dessen Bruder Engin bei Petrys Abwehraktion eine Nasenbeinfraktur davongetragen hatte. Bleiben in beiden Clubs gravierende Auswirkungen eines Spiels der zweittiefsten Amateurliga zurück. Ein Bereich, in dem der Fußball als pures Hobby gilt.
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Ich kenne nicht die genauen Umstände dieser Begegnung aber der macht sich doch lächerlich mit Kommentaren wie diesen:
"Wir wollen Fußball spielen und sonst nichts. Ich werde weiter vor jedem Spiel in die Kabine gehen und appellieren, dass jeder den Mund hält, Schiedsrichter-Entscheidungen akzeptiert werden und sich keiner provozieren lässt", sagt Türkgücü-Chef Nihat Keskin.