München (dpa) - Die neue Weltmeister-Regel spaltet die Formel 1. Der Automobilweltverband hat in dieser Woche beschlossen, dass künftig nicht mehr der Fahrer als der Beste gilt, der die meisten Punkte sammelt, sondern derjenige, dem in der Saison die meisten Siege glücken. Das Prozedere ist umstritten. "Ich mag es nicht wirklich", sagte Lewis Hamilton der Bild. Der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher schrieb auf seiner Website: "Ich kann keinen Sinn darin erkennen, eventuell einen Weltmeister zu haben, der weniger Punkte hat als der Zweitplatzierte." Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso sagt: "Ich verstehe nicht, warum ständig die Regeln des Sports verändert werden müssen." Dem hält Formel-1-Vermarkter Bernie Ecclestone entgegen, dass die neue Regel mehr Spektakel bringe. "Die Jungs sollen wieder echte Rennen fahren", sagt er.
Jenson Button, der bisher 153 For- mel-1-Rennen absolvierte, sagt dazu: "Natürlich ist es ein Anreiz, um immer auf Sieg zu fahren. Aber es scheint mir auch riskant. Nach neun Rennen könnten wir einen Fahrer haben, der den Titel bereits gewonnen hat und Eis essen kann." Besonders kritisch sieht die Änderung Titelverteidiger Lewis Hamilton. Der Brite hat auch allen Grund dazu. Sein McLaren-Mercedes offenbarte bei den Wintertests Schwächen. Erst in der zweiten Saisonhälfte rechnet das Team wieder mit Erfolgen. Naheliegend, dass Hamilton findet: "Es sollte darum gehen, dass Team und Fahrer als Einheit über ein ganzes Jahr die besten sind. Nicht darum, wer die meisten Rennen gewinnt."
Am Ende der Boxengasse sorgt die Regel ebenfalls für Unmut. Force-India-Pilot Adrian Sutil sagte dem TV-Sender RTL: "Mir kommt es so vor, als ob verzweifelt versucht wird, die Formel 1 noch interessanter, noch spektakulärer zu machen. Dabei ist sie doch schon sehr interessant." Mit dem neuen Reglement wäre es beispielsweise möglich, dass ein Fahrer Weltmeister wird, der vier Rennen gewinnt und ansonsten immer ausscheidet. Mit 40 Punkten ließe er dann einen Konkurrenten hinter sich, der dreimal siegt und 14 Mal Zweiter wird und so 142 Punkte sammelt. "Den Zuschauern wird es schwerfallen, das zu verstehen", glaubt Jenson Button.