DirtyHarry am 25.09.2006
Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) sucht neue Wege für das Sozialsystem. Ein "bedingungsloses Grundeinkommen" für jeden mit fließendem Übergang zur Besteuerung soll die Arbeitsaufnahme erleichtern.
Sein Modell Jeder Erwachsene hat Anspruch auf ein Bürgergeld in Höhe von monatlich 800 Euro vom Finanzamt als „bedingungsloses Grundeinkommen“ für das Existenzminimum. Davon werden 200 Euro als Gesundheitsprämie für die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen. Für jedes Kind erhalten die Eltern je 500 Euro Bürgergeld, wiederum abzüglich 200 Euro Gesundheitsprämie. Unter dem Strich wäre dies noch doppelt so viel wie das heutige Kindergeld.
Eine Familie mit zwei Kindern käme somit (ohne weitere Einkünfte) auf brutto insgesamt 2600 Euro Bürgergeld, abzüglich 800 Euro für die Gesundheitsprämien, am Ende also 1800 Euro monatlich.
Im Gegenzug fallen alle anderen Sozialleistungen wie BAföG, Kindergeld, Wohngeld weg. Althaus verspricht sich davon eine enorme Entbürokratisierung, denn heutzutage würden bis zu 155 verschiedene Sozialleistungen von 37 verschiedenen Behörden ausgegeben.
Vor allem aber setzt Althaus darauf, dass sein Modell bessere Anreize gibt, auch gering bezahlte Arbeit anzunehmen. Dann gelte: „Jede Arbeit lohnt sich“ - anders als heute bei den engen Zuverdienstgrenzen von Hartz IV. Und jede noch so gering bezahlte Arbeit wäre wieder lohnend - weil sie durch das Bürgergeld aufgestockt würde.
Den Vorteil für die Arbeitnehmer erläutert Althaus so: Sie können zusätzlich zum Bürgergeld beliebig hinzuverdienen und müssen von jedem selbst verdienten Euro zunächst 50 Prozent Lohnsteuer abgeben (derzeit wird bei Hartz-IV-Empfängern deutlich mehr abgezogen). Unter dem Strich bedeutet das: bis 1600 Euro im Monat bei Singles bleibt das Einkommen praktisch steuerfrei. Wer weniger verdient, bekommt vom Finanzamt sogar noch entsprechend Bürgergeld ausbezahlt.
Ab 1600 Euro Einkommen aufwärts gibt es ein halbiertes Bürgergeld (400 Euro) in Verbindung mit einem halbierten Steuersatz (25 Prozent). Der gilt dann für alle gleichbleibend (wie eine so genannte flat tax). Damit würden auch für Gutverdiener pauschal 25 Prozent Lohnsteuer fällig, allerdings schon ab dem ersten Euro - ohne die heutigen Freibeträge. Das halbierte Bürgergeld von 400 Euro würde mit der Steuerschuld verrechnet. Die durchschnittliche Steuerlast würde mit zunehmendem Einkommen steigen: bei 2000 Euro unter dem Strich auf fünf Prozent, bei 5000 Euro 17 Prozent und bei 40000 Euro 24 Prozent - jeweils nach Einrechnung des Bürgergelds. Unter dem Strich sollen die Einnahmen ausreichen, um das Bürgergeld zu finanzieren.
Der Vorteil für die Arbeitgeber Beim komplett steuerfinanzierten Bürgergeld entfallen alle bisherigen Sozialbeiträge. Das brächte eine Entlastung der Lohnkosten um 42Prozent. Im Gegenzug würde freilich eine neue „Lohnsummensteuer“ in Höhe von circa zehn Prozent fällig. Damit sollen Rentenzuschläge für Arbeitnehmer finanziert werden, mit denen das Bürgergeld im Alter um bis zu 600 Euro aufgestockt werden kann. Die Zuschläge seien ein weiterer Anreiz, reguläre Jobs anzustreben. „Mit diesem Modell holen wir die Leute aus der Schwarzarbeit zurück, weil wir das Brutto-Netto-Loch schließen“, sagt Althaus. Im bestehenden System seien einige Branchen bereits bis zu 40 Prozent in Schwarzarbeit ausgewichen, etwa Friseure.
Althaus setzt auf mündige Bürger und finanzielle Anreize statt bürokratische Kontrolle, die sowieso nicht funktioniere und nur enorme Summen verschlinge - wie sich bei Hartz IV zeige. Sein Modell bringe stattdessen einen „gigantischen Bürokratieabbau der sozialen Betreuungsbehörden“. Das Bürgergeld solle bewusst ohne Prüfung der individuellen Arbeitswilligkeit ausgezahlt werden. „Die meisten Leute wollen arbeiten und sich mehr leisten können.“
Die Finanzierung Das Bürgergeld kostet nach Althaus’ Berechnungen knapp 600 Milliarden Euro, die aus den Einnahmen seines 25-/50-Prozent-Steuertarifs gedeckt würden. Schon das heutige Sozialbudget, das er mit dem Bürgergeld ablösen wolle, koste allein 735 Milliarden.
Um keinen falschen Einwanderungs-Anreiz zu geben, soll der Anspruch nur für Bürger gelten, die seit mindestens zwei Jahren festen Wohnsitz in Deutschland haben.
Althaus weiß, dass ein radikaler Systemwechsel nicht kurzfristig und nicht ohne Widerstände durchsetzbar ist. Aber für ihn steht fest: Alle Reformen bis hin zu Hartz IV haben erwiesenermaßen kaum dauerhafte Arbeitsplätze gebracht. Und das bestehende, mit immer neuen Staatsschulden finanzierte Sozialsystem hält er ohnehin nicht mehr für zukunftsfähig. Eben eine Sackgasse - siehe oben.
(Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/nachrich...
Sein Modell Jeder Erwachsene hat Anspruch auf ein Bürgergeld in Höhe von monatlich 800 Euro vom Finanzamt als „bedingungsloses Grundeinkommen“ für das Existenzminimum. Davon werden 200 Euro als Gesundheitsprämie für die Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen. Für jedes Kind erhalten die Eltern je 500 Euro Bürgergeld, wiederum abzüglich 200 Euro Gesundheitsprämie. Unter dem Strich wäre dies noch doppelt so viel wie das heutige Kindergeld.
Eine Familie mit zwei Kindern käme somit (ohne weitere Einkünfte) auf brutto insgesamt 2600 Euro Bürgergeld, abzüglich 800 Euro für die Gesundheitsprämien, am Ende also 1800 Euro monatlich.
Im Gegenzug fallen alle anderen Sozialleistungen wie BAföG, Kindergeld, Wohngeld weg. Althaus verspricht sich davon eine enorme Entbürokratisierung, denn heutzutage würden bis zu 155 verschiedene Sozialleistungen von 37 verschiedenen Behörden ausgegeben.
Vor allem aber setzt Althaus darauf, dass sein Modell bessere Anreize gibt, auch gering bezahlte Arbeit anzunehmen. Dann gelte: „Jede Arbeit lohnt sich“ - anders als heute bei den engen Zuverdienstgrenzen von Hartz IV. Und jede noch so gering bezahlte Arbeit wäre wieder lohnend - weil sie durch das Bürgergeld aufgestockt würde.
Den Vorteil für die Arbeitnehmer erläutert Althaus so: Sie können zusätzlich zum Bürgergeld beliebig hinzuverdienen und müssen von jedem selbst verdienten Euro zunächst 50 Prozent Lohnsteuer abgeben (derzeit wird bei Hartz-IV-Empfängern deutlich mehr abgezogen). Unter dem Strich bedeutet das: bis 1600 Euro im Monat bei Singles bleibt das Einkommen praktisch steuerfrei. Wer weniger verdient, bekommt vom Finanzamt sogar noch entsprechend Bürgergeld ausbezahlt.
Ab 1600 Euro Einkommen aufwärts gibt es ein halbiertes Bürgergeld (400 Euro) in Verbindung mit einem halbierten Steuersatz (25 Prozent). Der gilt dann für alle gleichbleibend (wie eine so genannte flat tax). Damit würden auch für Gutverdiener pauschal 25 Prozent Lohnsteuer fällig, allerdings schon ab dem ersten Euro - ohne die heutigen Freibeträge. Das halbierte Bürgergeld von 400 Euro würde mit der Steuerschuld verrechnet. Die durchschnittliche Steuerlast würde mit zunehmendem Einkommen steigen: bei 2000 Euro unter dem Strich auf fünf Prozent, bei 5000 Euro 17 Prozent und bei 40000 Euro 24 Prozent - jeweils nach Einrechnung des Bürgergelds. Unter dem Strich sollen die Einnahmen ausreichen, um das Bürgergeld zu finanzieren.
Der Vorteil für die Arbeitgeber Beim komplett steuerfinanzierten Bürgergeld entfallen alle bisherigen Sozialbeiträge. Das brächte eine Entlastung der Lohnkosten um 42Prozent. Im Gegenzug würde freilich eine neue „Lohnsummensteuer“ in Höhe von circa zehn Prozent fällig. Damit sollen Rentenzuschläge für Arbeitnehmer finanziert werden, mit denen das Bürgergeld im Alter um bis zu 600 Euro aufgestockt werden kann. Die Zuschläge seien ein weiterer Anreiz, reguläre Jobs anzustreben. „Mit diesem Modell holen wir die Leute aus der Schwarzarbeit zurück, weil wir das Brutto-Netto-Loch schließen“, sagt Althaus. Im bestehenden System seien einige Branchen bereits bis zu 40 Prozent in Schwarzarbeit ausgewichen, etwa Friseure.
Althaus setzt auf mündige Bürger und finanzielle Anreize statt bürokratische Kontrolle, die sowieso nicht funktioniere und nur enorme Summen verschlinge - wie sich bei Hartz IV zeige. Sein Modell bringe stattdessen einen „gigantischen Bürokratieabbau der sozialen Betreuungsbehörden“. Das Bürgergeld solle bewusst ohne Prüfung der individuellen Arbeitswilligkeit ausgezahlt werden. „Die meisten Leute wollen arbeiten und sich mehr leisten können.“
Die Finanzierung Das Bürgergeld kostet nach Althaus’ Berechnungen knapp 600 Milliarden Euro, die aus den Einnahmen seines 25-/50-Prozent-Steuertarifs gedeckt würden. Schon das heutige Sozialbudget, das er mit dem Bürgergeld ablösen wolle, koste allein 735 Milliarden.
Um keinen falschen Einwanderungs-Anreiz zu geben, soll der Anspruch nur für Bürger gelten, die seit mindestens zwei Jahren festen Wohnsitz in Deutschland haben.
Althaus weiß, dass ein radikaler Systemwechsel nicht kurzfristig und nicht ohne Widerstände durchsetzbar ist. Aber für ihn steht fest: Alle Reformen bis hin zu Hartz IV haben erwiesenermaßen kaum dauerhafte Arbeitsplätze gebracht. Und das bestehende, mit immer neuen Staatsschulden finanzierte Sozialsystem hält er ohnehin nicht mehr für zukunftsfähig. Eben eine Sackgasse - siehe oben.
(Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/nachrich...
tralafiti am 25.09.2006
find ich auch nicht schlecht - schön einfach, weniger bürokratie, so ideen braucht das land. doch ich provezeie einfach mal: wird eh nicht gemacht, weil sich sonstwer wieder sonstwie dran stört - is immer das gleiche
Eyeless am 25.09.2006
wer geht dann noch auf 400 euro basis arbeiten? wer geht noch für 1000 euro arbeiten? also für quasi ein plus für 200 euro im monat 40 stunden arbeiten?
kann mir nich vorstellen, dass das durchkommt.
kann mir nich vorstellen, dass das durchkommt.
tralafiti am 25.09.2006
wenn du 1000€ einkommen hast, dann wird das zu 50% verstuert, macht 500€ plus die 600 (800 - 200 gesundheit) = 1100 euro
das wäre dann ein plus von 500€ im monat
400€jobs werden dann wohl auch zu 50% besteuert - im gegensatz zu heute, wo sie garnicht besteuert werden
natürlich wird's nicht durchkommen, aber ich denke mir, das wäre ne zukunft für deutschland... unserer system funktioniert doch net mehr lange
das wäre dann ein plus von 500€ im monat
400€jobs werden dann wohl auch zu 50% besteuert - im gegensatz zu heute, wo sie garnicht besteuert werden
natürlich wird's nicht durchkommen, aber ich denke mir, das wäre ne zukunft für deutschland... unserer system funktioniert doch net mehr lange
bluebird am 25.09.2006
Ich denke, dass das System den Arbeitswilligen sehr entgegenkommen wird. Sie werden in schlechten Zeiten vom System aufgefangen und das System bietet ihnen trotzdem viele Anreize zum arbeiten.
Die Arbeitsunwilligen hingegen werden durch dieses System in ihrem Verhalten unterstützt. Aber eventuell bringt das System mit sich, dass Arbeitsunwillige das Sozialamt nicht mehr so leicht betrügen können und keinen Benz mehr vor der Tür stehen haben.
Die Sache mit den 2 Jahre festen Wohnsitz in Deutschland = Bürgergeld könnte sich jedoch als sehr problematisch erweisen. Wahrscheinlich wird es dann mafiaartige Bewegungen geben, die in großem Stil Scheinwohnungen verkaufen. Wie das heute in einer ungefährlichen Richtung schon mit dem Führerschein in Polen usw. passiert. Leute die nie in Polen gewohnt haben haben auf dem Papier 1 Jahr dort gelebt, um dort einen Führerschein machen zu dürfen. Das muss auf jeden Fall verhindert werden, denn es geht bei so etwas nicht um Führerscheine sondern den Betrug am Sozialsystem.
Die Arbeitsunwilligen hingegen werden durch dieses System in ihrem Verhalten unterstützt. Aber eventuell bringt das System mit sich, dass Arbeitsunwillige das Sozialamt nicht mehr so leicht betrügen können und keinen Benz mehr vor der Tür stehen haben.
Die Sache mit den 2 Jahre festen Wohnsitz in Deutschland = Bürgergeld könnte sich jedoch als sehr problematisch erweisen. Wahrscheinlich wird es dann mafiaartige Bewegungen geben, die in großem Stil Scheinwohnungen verkaufen. Wie das heute in einer ungefährlichen Richtung schon mit dem Führerschein in Polen usw. passiert. Leute die nie in Polen gewohnt haben haben auf dem Papier 1 Jahr dort gelebt, um dort einen Führerschein machen zu dürfen. Das muss auf jeden Fall verhindert werden, denn es geht bei so etwas nicht um Führerscheine sondern den Betrug am Sozialsystem.
gelöschter Benutzer am 25.09.2006
schulden machen wie immer, kein ding das kann die Regierung machen... deutschland hat doch schon paar millarden € schulden
gelöschter Benutzer am 25.09.2006
wenns nur milliarden wären wärs ja schön...
deutschland is drauf und drann die staatsverschuldung zu senken, warum sollten die dann etwas machen das die verschuldung noch viel schneller steigen lässt?
deutschland is drauf und drann die staatsverschuldung zu senken, warum sollten die dann etwas machen das die verschuldung noch viel schneller steigen lässt?
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