Den Weltmeister geschlagen
SV Wehen Wiesbaden - Alemannia Aachen 3:0 (0:0)02.09.07
Sensationell: Der SV Wehen Wiesbaden besiegt Bundesliga-Absteiger Alemannia Aachen in der Frankfurter Commerzbank Arena mit sage und schreibe 3:0 (0:0) und feierte damit den ersten "Heimsieg" in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Ein Erfolg, den unserem Team nach der unglücklichen 0:3-Niederlage in Aue wohl kaum jemand zugetraut hatte.
Neben dem Sieg können sich unsere Jungs auch damit schmücken, einen Weltmeister geschlagen zu haben, wird die Alemannia doch von Guido Buchwald trainiert. Und der sah in seiner Analyse "zwei grundverschiedene Halbzeiten". Sein Team habe die ersten 45 Minuten klar bestimmt, jedoch einige Großchancen nicht genutzt. Dem wollte SVWW-Coach Christian Hock nicht widersprechen. "Wir standen in der ersten Hälfte zu weit weg vom Gegner und ließen zu viele Chancen zu."
In der Tat besaß unser Team in den ersten 45 Minuten keine echte nennenswerte Möglichkeit. Die SVWW-Elf, deren Angriffszentrum zunächst die beiden etatmäßigen Mittelfeldakteure Max Nicu und Hajru Catic bildeten, wodurch Olivier Caillas zu seinem ersten Einsatz in der SVWW-Startelf kam, schien zu großen Respekt vor dem Bundesliga-Absteiger zu haben. Im Gegensatz zu den bisherigen Auftritten agierte der SVWW äußerst zurückhaltend. Doch nach rund 25 Minuten legte die Hock-Elf den Respekt immer mehr ab und bot dem Gast die Stirn. Dennoch wäre eine Alemannia-Führung zur Pause nicht unverdient gewesen.
In den zweiten 45 Minuten hatten die Wehen Wiesbadener unter den fast 7000 Fans allerdings allen Grund zur Freude - und die rund 1000 Aachener rieben sich verwundert die Augen. Die Hausherren waren nicht wiederzuerkennen und setzten durch Nicu, von Catic glänzend freigesspielt, in der 49. Minute das erste Ausrufezeichen. Doch Herzig lenkte den Ball in letzter Sekunde zur Ecke. Plötzlich lief die Kugel durch die Wehener Reihen phasenweise wie im Training. Die Alemannia konnte sich kaum mehr entfalten.
Nach genau einer Stunde dann die Erlösung: Im Anschluss an eine Catic-Ecke donnerte Abwehr-Akteur Dajan Simac das Leder in die Maschen des Gästetores. Der Jubel erstickte schnell, denn Schiedsrichter Grudzinski (Hamburg) hatte gesehen, dass Simac den Ball mit dem Oberarm gestoppt hatte. Zugegebenermaßen zu Recht. Nur zwei Minuten später vergab Catic die nächste große Chance. In der 65. Minute dann endlich die bis zu diesem Zeitpunkt nun verdiente Führung. Diesmal machte Simac alles "legal", denn er wuchtete den Ball - erneut nach einer Catic-Ecke - aus kurzer Distanz diesmal per Kopf ins Netz: 1:0!
Auch nach der Führung gegen den Favoriten verlegte sich unser Team nicht auf eine defensive Spielweise, sondern marschierte munter weiter nach vorne. Die Gäste kamen nur noch zu wenigen Kontern, die eigentlich auch nur Ansätze waren. Dagegen hätte der schon traditionell starke Benjamin Siegert seine Leistung mit dem 2:0 krönen können, setzte den Ball allerdings um Milimeter neben den Pfosten (74.). Zwei Minuten später jedoch die Vorentscheidung, als der eingewechselte Ronny König im Strafraum von Vukovic nur unfair zu bremsen war. "Klar hat er irgendwie auch den Ball getroffen, doch die Attacke galt eindeutig meinem Fuß, sonst hätte ich die Kugel ja vor ihm getroffen", bestätigte der gefoulte König die Schiri-Entscheidung. Egal: Patrick Bick schnappte sich den Ball, verlud Alemannen-Keeper Nicht und schoss so sein Team mit 2:0 nach vorn.
Auch danach spielte nur der SVWW, ein Aufbäumen der Gäste fand nicht statt. Und so unterstrich Max Nicu mit seinem Kopfballtreffer zum 3:0 (85./wieder nach einer Ecke, diesmal von Amstätter getreten) die Gala des SV Wehen Wiesbaden in Hälfte 2 gegen einen erklärten Aufstiegskandidaten.
"Die zweite Hälfte war ein Ergebnis unserer Leistung. Wir hatten vor allem nach dem Rückstand unsere Ordnung und Spielplanung völlig verloren. Somit hat Wehen verdient gewonnen", bilanzierte ein frustrierter Guido Buchwald, während sein Gegenüber Christian Hock strahlen durfte: "ich habe der Mannschaft zur Pause meine Enttäuschung darüber geschildert, dass ich sie nicht wieder erkennen würde. Nach der Pause war es dann das Team, wie es sich bislang in Liga 2 präsentiert hat." Allerdings warnte der Coach alle, die jetzt nach Höherem trachten: "Für uns gibt es nur den Kampf um den Klassenverbleib. Und dafür haben wir jetzt sieben Puntke eingefahren. Mehr nicht."
Dennoch zeigte er natürlich Verständnis für die Freude im Wehen Wiesbadener Lager. Max Nicu brachte es auf den Punkt: "Das ist fantastisch. 3:0, und das gegen eine solche Mannschaft. Wichtig war aber nach unseren missratenen Schlussminuten in Aue, dass wir zu Null spielten." Und Keeper Ado Masic, in Aue noch im Feuer der Kritik, ergänzte: "Das zu Null war vor allem für mich extrem wichtig."
So ist es. Und nun können sich unsere Mannen über ein spielfreies Länderspielwochenende freuen. Anschließend steht das Gastspiel beim FC Augsburg (Sonntag, 16. September/14 Uhr) auf dem Plan. Für das nächste Heimspiel gegen CZ Jena (21. oder 23. September) steht der endgültige Austragungstermin noch nicht fest.
Aufstellung:
SV Wehen Wiesbaden: Masic - Simac, Kopilas, Jeknic, Kokot - Bick, Schwarz - Siegert (77. Amstätter), Caillas (61. König) - Catic (84. Diakité), Nicu.
Alemannia Aachen: Nicht - Casper, Herzig, Vukovic, Weigelt - Lagerblom (11. Polenz), Lehmann - Reghecampf, Nemeth, Milchraum (78. Pecka) - Ebbers (61. Kolev).
Tore: 1:0 Simac (65.), 2:0 Bick (76./FE), 3:0 Nicu (85.)
Schiedsrichter: Grudzinski (Hamburg).
Zuschauer: 6934.