Alles nur eine Frage der Zeit
Gelsenkirchen - Schalke 04 muss sich am Saisonende aus der Liga zurückziehen, das Geld ist knapp. Die schwachen Leistungen der Fußballer zeigen Wirkung, der Verein nimmt weniger ein, doch derartige Konsequenzen hatten die Basketballer nicht erwartet. "Aber so ist das nun mal, Schalke ist unser Hauptsponsor", sagt Karl Goetza. Der Chef der Basketballabteilung hat sein Team zum Saisonende aus der zweiten Liga abgemeldet, die für nächste Saison zu hinterlegenden 400 000 Euro können die Korbjäger nicht aufbringen. Sie machen wohl in der Regionalliga weiter. Sauer auf die Fußballer ist Goetza nicht: "Wir wurden vom Verein immer gut unterstützt."
Am Montagabend ist diese Entscheidung gefallen, am Dienstagabend kündigte Klubpräsident Josef Schnusenberg auch für die Fußballer Einschnitte an, freilich auf anderem Niveau: "Wir werden um einige Leistungsträger herum eine junge Mannschaft bauen." Die aktuellen Probleme lassen sich durch dieses Vorhaben aber nicht lösen. Schalkes Kicker haben in dieser Saison bereits zwölf Pflichtspiele verloren und in der Liga den Kontakt zu den Europapokalplätzen sowie vor zwei Wochen den Manager Andreas Müller. Die Trennung von Trainer Fred Rutten ist nur eine Frage der Zeit und auch davon abhängig, ob Rutten sich mit seinem potentiellen künftigen Arbeitgeber PSV Eindhoven einigt. Schalke möchte die Abfindung für den vertraglich bis 2010 gebundenen Rutten sparen.
Die Suche nach einem neuen Trainer wird wohl der neue Manager erledigen. Diesen präsentieren die Gelsenkirchener womöglich bereits am Freitag. Der neben dem Münchner Oliver Kahn als Favorit gehandelte ehemalige Schalke-Trainer Huub Stevens sieht sich jedoch nicht im Rennen. Es habe keine Kontaktaufnahme gegeben, sagte Stevens am Mittwoch, "und ich gehe davon aus, dass auch kein Anruf mehr kommen wird". Diese Aussage rückt den ehemaligen Torwart Kahn in die Favoritenrolle. Im Rahmen des medialen Bewerbungsverfahrens proklamierte sein Manager Peter Ruppert in der Sportbild Kahns Beliebtheit in Asien als geldwerten Vorteil: "Oliver fährt sozusagen wie eine Lokomotive durch Asien, jeder, der sich hinten dran hängt, hat in diesen Ländern eine Plattform mit hoher Präsenz im Fernsehen, Radio und Internet." Die Argumente pro Kahn werden erdrückend, bleibt bloß die Frage, ob Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies jene Entwicklung noch aufhalten kann, die er durch das beinahe öffentliche Bewerbungsgespräch mit Kahn vor Wochenfrist eingeleitet hat.
Muss der Trainer gehen, ehe ein neuer Manager präsentiert wird - oder kommt erst der Manager und löst dann die Trainerfrage? Die Schalker haben noch Zeit für die Antwort auf diese Fragen. Wegen der Länderspielpause gastiert Schalke erst am übernächsten Freitag in Bielefeld. Bis dahin sind womöglich alle Personalien schon geklärt. Ulrich Hartmann