Sorry für dne langen Text, aber ist krass und endlich mal ein Schritt:
Scheuerfelder zockte Fans groß ab
Für ausverkauftes Aufstiegsfinale morgen mehr als 600 Tickets verkauft - Karten wurden offenbar von Verwandtem aus Ticketshop über ebay verkauft
Ein Scheuerfelder steht im Mittelpunkt eines Ticketskandals und ist zum roten Tuch in der Fanszene geworden: Oft mit mehreren hundert Prozent Gewinn hat er rund 650 Eintrittskarten für das ausverkaufte Aufstiegsfinale von Eintracht Frankfurt am morgigen Sonntag verkauft. Die Karten hat er offenbar unter der Hand aus einem Frankfurter Ticketshop, in dem ein Verwandter Geschäftsführer ist.
SCHEUERFELD-
"Braunfuchs100" nennt sich der eine, "Wolfgrau71" der andere - als "Ratten" werden sie beschimpft - und Schamesröte ist beiden wohl fremd: Im Internet-Auktionshaus Ebay gibt es zwei Anbieternamen, hinter denen offenbar die selben Leute stecken. Und die haben vom Raum Betzdorf aus Riesen-Reibach mit der Verzweiflung von Fußball-Fans gemacht, die unbedingt Karten für ein lange ausverkauftes Spiel haben wollen. Fans hatten demnach gar nicht die Chance, die Karten zum regulären Preis zu kaufen. Der Fall hat größere Dimensionen als die zuletzt bundesweit diskutierten Verkäufe von WM-Karten über das Internet.
An die 20.000 Euro Gewinn dürfte das Gespann "Braunfuchs100"/"Wolfgrau71" innerhalb eines guten Monats gemacht haben - bei rund 32000 Euro Umsatz. Braunfuchs alleine hat in 229 Auktionen 470 Karten verkauft - mal zwei zusammen, mal drei und in ganz wenigen Fällen auch einzelne. Und Fans, die nicht schnell genug waren, fühlen sich von den Hamsterkäufern um die Möglichkeit betrogen, selbst günstig Karten zu kaufen.
"Die sollte man am Videowrfel aufhängen", fordert einer im Internet-Forum, setzt aber zur Sicherheit noch ein augenzwinkerndes Lachgesicht dahinter. Rudolf Köhler, Fan-Beauftragter von Eintracht Frankfurt, versteht den Unmut: "Für das Spiel hätten noch 20000 Karten verkauft werden können. Wenn es dann Leute geben sollte, die sich auf dubiosen Wegen massenhaft Karten gesichert haben, ist das eine Riesen-Sauerei," Der schlaue Wolf-Fuchs hatte offenbar ganz andere Möglichkeiten als der gewöhnliche Fan und in einer Vorverkaufsstelle selbst Zugriff auf massenhaft Karten.
Den Ausdrucknummern und Plätzen zufolge stammt zumindest ein Großteil aus der zugeteilten Ration einer Vorverkaufsstelle in der Frankfurter Innenstadt, von manchen Kontingenten gelangte dort offenbar praktisch nichts mehr in den freien Verkauf an Fans.
Mit rund 648 Tickets konnten die Ebayer eine beispiellose Fan-Abzocke starten: 8,80 Euro zahlt man als Fan in einer Vorverkaufsstelle für eine Stehplatzkarte, die beiden Ebay-Händler haben bis zu 76 Euro dafür bekommen. Und für zwei Sitzplatzkarten zu je 16,50 Euro hat "Braunfuchs100" 276 Euro erzielt - macht satte 243 Euro Gewinn. Möglich wurde das, weil die Eintracht im Aufstiegsrennen geblieben ist - wenn's um die Goldene Ananas gegangen wäre, wäre es wohl nichts mit den tollen Geschäften geworden. Allerdings hätte es bei einer Verwicklung der Vorverkaufsstelle die Möglichkeit gegeben, die Karten zurckzugeben. Also kein Verlustrisiko. Und wohl auch wenig Angst wegen des Aufdrucks: "Der Weiterverkauf zu einem höheren als dem aufgedruckten Preis ist nicht gestattet."
Bei Eintracht Frankfurt zeigte man sich geschockt. "Wir sind dankbar für solche Hinweise und haben das geprüft", sagt Philipp Reschke, für Marketing und Recht zuständig. Gegen einzelne Fälle sei eine Handhabe kaum möglich, "in einem Fall dieser Größenordnung gibt uns das Gesetz allerhand Möglichkeiten, und wir werden davon Gebrauch machen. Karten werden dort jedenfalls nicht mehr verkauft. Das sind wir unseren Fans schuldig."
Auch bei der Hörbar hat es schon Anfragen nach 200 Karten auf einen Schlag gegeben, sagt Geschäftsfhrer Christian Andree. "Aber das lassen die Geschäftsbedingungen der Eintracht nicht zu, und da können wir uns selbst ausrechnen, dass das Schwarzhändler sind. Wir unterstützen das nicht."
Von manchen Vereinen gebe es Listen mit Personen, die keine Karten erhalten sollen. Er selbst wundert sich manchmal. "Wir kommen kaum an manche Karten dran, und dann verkaufen andere die massenhaft bei Ebay.
Beim Konto laufen die Fäden zusammen:
"Wolfgrau71" kommt laut seinen eigenen Angaben bei Ebay aus Scheuerfeld, "Braunfuchs100" der Selbstauskunft nach aus Betzdorf. Sie nutzen unterschiedliche E-Mail-Adressen und haben diese teilweise auch gewechselt - bei einem Frauennamen laufen die Fäden aber wieder zusammen: Beide nannten Bietern zumindest in vielen Versteigerungen für die Überweisungen jeweils das Frankfurter Konto einer Frau mit Scheuerfelder Adresse fr die Überweisung. Als Absender ist zumindest in einigen Fällen ein Mann mit dem gleichen Allerweltsnachnamen wie die Frau angegeben - allerdings mit einer Anschrift in einer ostdeutschen Großstadt. Nach RZ-Informationen wohnt der Mann aber in Scheuerfeld - mit seiner Ehefrau, die als Empfängerin der Überweisungen angegeben ist.
Die RZ hat in der fraglichen Vorverkaufsstelle angerufen und nach dem Mann gefragt. "Der ist nicht mehr hier." Seine Nummer wusste man dort aber - die einer Vorverkaufsstelle eines Football-Teams. Dort ist er direkt am Telefon. Woher er so viele Karten fr die Eintracht hat, will er nicht sagen. Vielleicht aus der anderen Vorverkaufsstelle, die von einem engen Verwandten seiner Frau geführt wird? Seine überraschte Antwort: "Woher wissen Sie denn von dem?"
Die Ebay-Namen kannten manche Eintracht-Fans schon vom Spätherbst vergangenen Jahres - da hatten sie reichlich Karten für das ausverkaufte DFB-Pokalspiel der Frankfurter gegen Schalke im Sortiment. Und begehrte Konzertkarten (Bruce Springsteen, U2) gab's in den vergangenen Wochen auch.
Anzeige wegen Verdachts der Steuerhinterziehung wird ebenfalls erstattet.
21.05.2005